Nichts holt meine Schülerinnen besser aus dem Stress des Alltags als ein geführtes Ankommen auf der Matte zum Start jeder Unterrichtsstunde. Wenn die Frauen durch die Tür ins Studio treten, sind ihre Körper in aller Regel leicht nach vorn geneigt – so gehen wir fast alle, fast immer. Weiter, weiter, höher, schneller, das nächste Ziel, ob privat oder beruflich, wartet schon, irgendwo vor uns. Diese innere Haltung spiegelt sich in ihren Körpern, die ich lese. Und die ich versuche, vor dem eigentlichen Üben in der Hatha-Bewegung genauso in einen neuen, ruhigeren Zustand zu bringen, wie den Monkey Mind ihrer Bewohnerinnen.
Einen Zustand, der offensichtlich für viele Menschen inzwischen begehrenswert zu sein scheint. Selbst Manager und Staatenlenker, die in Davos und an anderen Orten dieser Welt zu ihren wichtigen internationalen Gipfel-Meetings zusammenfinden, lassen sich vor dem Programm-Moloch des Tages von Achtsamkeits-Trainern aus dem Stress-Strudel ziehen.
Mehr Resilienz, weniger Krankmeldungen in Unternehmen, fokussierteres Arbeiten, kreativerer Output – Unternehmen haben die Achtsamkeits-Vorzüge für sich entdeckt. Und wie kaum anders zu erwarten ordnen sie die Meditationsphilosophie dem Produktivitätsgedanken unter. Denn wenn Führungskräfte heute Trainings in Achtsamkeit besuchen dürfen, dann steckt dahinter weniger die Absicht, dass ihnen dieses Innehalten persönlich neue Gedankenwelten und Horizonte öffnet. Sondern vielmehr der Wunsch, ihre Produktivität zum Besten des Unternehmens zu steigern.
Das ist zwar so absurd wie offensichtlich paradox – aber das hat uns im Westen noch nie davon abgehalten, Traditionen aus anderen Kulturen aufzugreifen und dann so lange zu biegen, bis sie zu unserem Weltbild passender erscheinen. Das gilt natürlich ganz genauso fürs Yoga. Statt individueller Praxis und Versenkung oder gar Selbstreflektion stehen bei der vornehmlich Asana-orientierten westlichen Praxis pragmatische Ziele im Vordergrund: Fitness, Knackpo, Gelenkigkeit, man kennt das.
Allerdings ist all das insgesamt besser, als wie Mensch-Maschinen einem schlichten Weiter-So-Trott zu folgen, dem keine neuen Erkenntnisse innewohnen und an dessen Ende nur der gesundheitliche Verschleiß stehen kann, ob mental oder körperlich oder beides.
Daher: Meldet euch gern bei mir an, wenn ihr es besser haben wollt. Private oder betriebliche Achtsamkeits-Trainings mit mir können niemals eine schlechte Idee sein ;)
Kommentar schreiben